Minister macht Thema zur Chefsache

Im November 2023 war Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) schon einmal mit Waldbesitzern aus dem Umfeld des Nationalparks unterwegs, um sich die Borkenkäfer-Schäden mit eigenen Augen anzuschauen. Den Vorwurf der Waldbauern, dass zwar viel geredet worden, aber seitdem nichts passiert sei, den wollte der Minister offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Und so hat Hubert Aiwanger gestern erneut eine Fahrt durch die Wälder der Nationalpark-Region unternommen und im Anschluss zu einer großen Runde ins Gasthaus Bauer nach Lindberg geladen.

Der Einladung Aiwangers sind nicht nur die Mitglieder der Waldbesitzer-Initiative gefolgt, sondern auch Vertreter der Bayerischen Staatsforsten, von zahlreichen Fachbehörden, Ämtern und Verbänden. Auch Nationalpark-Chefin Ursula Schuster war mit einem
 

Sorgen bei Waldbesitzern und Politikern

Mitarbeiter-Team dabei, ebenso Bürgermeister Gerd Lorenz aus Lindberg und sein Kollege Karl-Heinz Eppinger aus Zwiesel.

Die Sorge der Waldbesitzer vor dem „Borkenkäfer-Tsunami“, der durch die Wälder rollt, ist riesig, das wurde in den Wortmeldungen erneut deutlich. Doch es ist nicht allein der Holzpreis, der sie umtreibt. Sie fürchten, dass es im Bayerischen Wald bald so aussehen könnte wie im Harz, wo der Käfer den Großteil der Fichtenbestände vernichtet und damit das gesamte Landschaftsbild verändert hat.Und mit dieser Sorge sind die Waldbesitzer nicht allein. Das machten die Landräte Dr. Ronny Raith aus Regen und Franz Löffler aus Cham deutlich, die insbesondere auch den Tourismus in den Blick nahmen. Von einer Krise vergleichbar mit Corona sprach Franz Löffler, von einer „Presswalze“, die vom Landkreis Regen aus auf seinen Landkreis zurolle. Er forderte deswegen „maximalen Einsatz auf allen Ebenen“ im Kampf gegen den Käfer. „Man fährt als Urlauber halt dahin, wo es schön ist“, formulierte es Ronny Raith. Die Region müsse deshalb ihre Fähigkeiten bündeln und im Borkenkäfer-Kampf an einem gemeinsamen Strang ziehen.

Und Hubert Aiwanger? Der machte deutlich, dass er den Kampf gegen den Borkenkäfer zur Chefsache erklärt hat. „Der Borkenkäfer ist im Bayerwald kein Randthema, sondern ein Kernthema, das in der politischen Hierarchie ganz oben landen muss“, sagte er. „Wenn es keinen grünen Baum mehr gibt, dann braucht man nicht mehr in den Bayerwald zum
 

Minister will größere Managementzone

Urlaub machen fahren.“ Zudem seien Holz und Wald ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Sein Ziel sei es, ein neues Bündnis im Kampf gegen den Borkenkäfer zu schmieden. Man müsse dabei alle Kräfte bündeln – die der Waldbesitzer, die der Bayerischen Staatsforsten und die des Nationalparks. Nötig sei eine langfristige Strategie, denn der Käfer werde für Jahrzehnte ein Thema bleiben. Man müsse sofort anfangen zu handeln, um Zeit zu gewinnen für einen zukunftsfähigen Waldumbau. Themen wie neue Holzlagerplätze, Transportkapazitäten, finanzielle Förderungen für den Waldumbau oder den Abbau der Bürokratie müsse man schnellstmöglich voran bringen.Dabei sei nach seiner Überzeugung auch ein Umdenken im Nationalpark notwendig, so Aiwanger. Er plädierte für eine größere Management-Zone um den Park herum, in der der Käfer bekämpft wird. Wörtlich sprach der Minister von einer „Brandmauer“, die aufgebaut werden müsse, denn der Nationalpark werde weiterhin ein „Dauerrefugium“ für den Käfer sein. Nationalpark-Chefin Ursula Schuster habe hier bereits ein Entgegenkommen signalisiert, so der Minister.

Christoph Wenzl, Sprecher der Waldbesitzer-Initiative, dankte Aiwanger zum Abschluss für die Organisation der Veranstaltung und merkte an: „Ich hoffe, dass mit Gottes Beistand alles umgesetzt wird, was heute besprochen wurde – und zwar von allen Seiten“.Nach gut vier Stunden Rundfahrt und Diskussion – und einer Gulaschsuppe zwischendurch – hat sich Aiwanger gestern wieder aus Lindberg verabschiedet, und zwar mit einem Versprechen: „Wir werden uns demnächst wieder treffen“.


Zwiesel/Deggendorf. Der Politische Aschermittwoch der Freien Wähler in der Deggendorfer Stadthalle ist musikalisch wieder von der Bayerwald-Kapelle Zwiesel gestaltet worden.

Sowohl die Vermittlung der Kapelle als auch die Reservierungen für den Kreisverband Regen und den Ortsverband Zwiesel hatte der Zwieseler Stadtrat Hans-Peter Marx übernommen. „Wir sind sehr stolz, dass die Bayerwald-Kapelle Zwiesel mittlerweile zum festen Bestandteil des Programms gehört“, so Marx.

Durch das Programm beim FW-Aschermittwoch führte Generalsekretärin Susann Enders. Weitere Redner waren Bezirksvorsitzender Ludwig Waas, Landtagsfraktionsführer Florian Streibl, Christine Singer, Spitzenkandidatin für die Europawahl, und Engin Eroglu, Mitglied des EU-Parlaments.

FW-Chef Hubert Aiwanger ging insbesondere auf die politische Situation in Berlin ein. Seine Botschaft: Die Freien Wähler müssen Verantwortung übernehmen, die Ampelregierung werde in allen Politikfeldern den Ansprüchen nicht gerecht. Nach dem offiziellen Programm kamen die Teilnehmer aus dem Landkreis Regen noch mit den FW-Politikern zur Erörterung spezieller Landkreisthemen ins Gespräch.
 

Eröffnungsfeier in früherer Glasbläserei Krauspe – Aiwanger: „Auf das richtige Pferd gesetzt“

 

Zwiesel. Von einem „guten Tag für Zwiesel und die gesamte Glasregion Bayerischer Wald“ sprach Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger, von einem „Impuls für Zwiesel und das Glas“ der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: Am Mittwoch ist die Gründerwerkstatt Glas Zwiesel (GWGZ) in den Räumen der ehemaligen Glasbläserei Krauspe offiziell eröffnet worden.

Junge Glasschaffende bekommen hier die Möglichkeit, mit Unterstützung den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Zehn Plätze gibt es, drei davon sind zum Start besetzt.

Der künftige Verkaufsraum der Gründerwerkstatt platzte aus allen Nähten bei der Eröffnungsfeier, die von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Zwiesel unter Leitung von Armin Weinfurter musikalisch sehr ansprechend umrahmt wurde. Neben Minister Aiwanger und den Landtagsabgeordneten Manfred Eibl, Max Gibis und Alexander Muthmann waren etliche Vertreter der Kommunalpolitik, der Glasbranche, der Glasfachschule, aber auch von Landratsamt, Regierung und IHK gekommen.



„Ich bin sicher, die Jungunternehmer haben hier den richtigen Schritt gemacht“, sagte Bürgermeister Eppinger in seiner Begrüßung, „die Gründerwerkstatt ist eine echte Bereicherung für die Glasstadt und die Glasregion.“ Er dankte dem Wirtschaftsministerium für die Unterstützung und insbesondere MdL Eibl, der für das Projekt entscheidende Finanzmittel locker gemacht hatte.

Aber auch Stadt, Landkreis, Banken und anderen Geldgebern galt Eppingers Dank, ebenso den beteiligten Firmen, der Gangkofner OHG, die das Gebäude erworben und umgebaut hat, der Vorbesitzer-Familie Krauspe, der Regierung, der beim Projektstart amtierenden Bürgermeisterin Elisabeth Pfeffer und nicht zuletzt der Glasfachschule für die Initiative. 

Deren Chef Gunther Fruth zeigte sich erfüllt von „tiefster Freude und großer Dankbarkeit“, weil es der Schule mit „einem kleinen Kreis tatkräftigster Unterstützer“ gelungen sei, dieses Projekt von der Idee in die Wirklichkeit zu tragen.

Die Vielfalt und Kompetenz, die das Glas im Zwieseler Winkel auszeichne, drohe angesichts der hohen Altersstruktur der „Einzelkämpfer“ zu verschwinden, ging Fruth auf die Beweggründe für die Initiative ein. In den letzten Jahren stelle man allerdings in der Glasfachschule den Trend fest, dass aus der Schülerschaft manche bereit wären, bei erleichterten Rahmenbedingungen den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.



Zur Standortwahl der Gründerwerkstatt sagte Fruth: „Wir wollen eine Belebung für das Stadtzentrum anstoßen.“ Bewusst sei man in einen Leerstand gegangen, und zwar in die alteingesessene Manufaktur des 2022 verstorbenen Gerhard Krauspe, „der eigentlich der Gründervater für die Junggründer sein wollte“.

Die GWGZ sei für das Handwerk deutschlandweit einzigartig, so der Schulleiter. „Sie bietet eine klar strukturierte, fördernde Umgebung mit begleitenden betriebswirtschaftlichen und auch handwerklich weiterbildenden Maßnahmen, in der sich Gründer eine Zukunft im Glas aufbauen können.“ Die Werkstätten böten beste Startvoraussetzungen zum Glasmalen, -gravieren, -schleifen, für Glasapparatebau und Glasdesign. „Wir erwarten uns von dieser einmaligen Gründerwerkstatt eine beständige, jugendliche Auffrischung der Glasszene in der Glasregion Bayern-Böhmen mit Fokus auf den Zwieseler Winkel“, sagte der Schulleiter. Und man erwarte sich eine neue Generation von Glasschaffenden, „die neue Impulse für das Glas und die Region setzt“. Fruth schloss mit dem Dank an alle Unterstützer und hob dabei MdL Eibl besonders hervor.



„Für eine erfolgreiche Gründung braucht es nicht nur die Idee, sondern auch Wissen, kompetente Beratung und ein starkes Netzwerk“, befand Zwiesel-Glas-Chef und GWGZ-Beiratsmitglied Prof. Dr. Andreas Buske, und genau diese Unterstützung wolle man jungen Unternehmerinnen und Unternehmern hier bieten. Sie sollten mit Freude und Enthusiasmus ihrem Traum nachgehen können, ein gewichtiger Teil einer jahrhundertealten Tradition und Gemeinschaft zu werden. Für die Zukunft des Glases werde hier ein weiterer wichtiger Grundstein gelegt. „Die GWGZ ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass diese Region auch zukünftig die Region für Glaskompetenz sein wird.“



Glückwünsche und Dankesworte für dieses „solide konstruierte Projekt“ überbrachte Landrätin Rita Röhrl auch im Namen des Bezirkstags. „Ich wünsche uns, dass alle zehn Plätze bald besetzt sind“, so die Landrätin.

„Glas hat Zukunft und ist für unsere Gesellschaft unverzichtbar“, betonte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Die Branche sei systemrelevant für Deutschland, man dürfe sie nicht fallen lassen. Er bezeichnete es als den richtigen Gedanken, neben digitalen Gründerzentren Jungunternehmern auch im Handwerk den Weg zu ebnen. Was hier in Zwiesel passiere, komme vielleicht auch in anderen Bereichen des Handwerks infrage. „Ich glaube, wir setzen hier mit dieser Gründerwerkstatt auf das richtige Pferd“, sagte Aiwanger. Die Branche und die Region seien es wert, so unterstützt zu werden. Wie berichtet, hatte Ministerpräsident Söder bei der Kabinettssitzung in Freyung verkündet, dass die staatlichen Fördermittel für die GWGZ Zwiesel von ursprünglich 577000 Euro auf zwei Millionen Euro aufgestockt werden. GWGZ-Geschäftsführer Herbert Unnasch gab dem Wirtschaftsminister gleich noch ein paar Wünsche mit auf den Weg.



Schließlich erhielt die Einrichtung an der Frauenauer Straße auch noch den kirchlichen Segen durch den evangelischen Pfarrer Heiko Hermann und Stadtpfarrer Carl Christian Snethlage, der von einem „Leuchtturmprojekt für ganz Bayern“ sprach, das Hoffnung mache.

Von Rainer Schlenz   PNP vom 21.09.2023

 

                                                                                                                                                                                                                       

Zwiesel. Hans- Peter Marx bleibt an der Spitze des Ortsverbandes der Freien Wähler. Das haben die Neuwahlen bei der Jahreshauptversammlung ergeben, in deren Rahmen sich auch der FW-Landtagskandidat Martin Behringer vorstellte. Vorsitzender Hans-Peter Marx konnte zu der Versammlung im Tennisstüberl auch die Stadträte Susanne Vilsmeier-Wenzl und Iosef Süß, den Direktkandidaten zur Landtagswahl, Martin Behringer, sowie Bezirksrat Heinrich Schmidt begrüßen. Ein herzliches Willkommen galt auch der Vorsitzenden der Freien Wähler im Kreis Regen und 2. Bürgermeisterin der Stadt Regen, Sabrina Laschinger.

Die wichtigsten Finanzbewegungen des Ortsverbandes trug im Kassenbericht Schatzmeisterin Sabine Heiß vor. Demnach wäre neben dem vorhandenen Grundstock eine verbesserte Finanzausstattung der Vereinskasse sehr wünschenswert. Die Kasse wurde durch Nicole Dick und Hans Treml geprüft. Treml bescheinigte in seinen Ausführungen der Schatzmeisterin einwandfreie Arbeit und schlug die Entlastung vor, welche die Versammlungsteilnehmer auch einstimmig erteilten.

Für die anstehenden Neuwahlen wurde Heinrich Schmidt zum Wahlleiter bestimmt. Er begrüßte die Versammlungsteilnehmer und dankte der Vorstandschaft für die Arbeit in der abgelaufenen Periode. Die Wahlen brachten folgendes Ergebnis: Hans- Peter Marx bleibt Ortsvorsitzender, ebenfalls in ihren Ämtern bestätigt wurden die stellvertretende Vorsitzende Susanne Vilsmeier, Schatzmeisterin Sabine Heiß sowie der (bei der Versammlung dienstlich verhinderte) Geschäftsführer Georg Stadler. Zum weiteren stellvertretenden Ortsvorsit'zenden wurde Iosef Süß gewählt.

Die Kassenprüfung obliegt weiterhin Iohann Treml und Nicole Dick. Zu neuen Beisitzern wurden gewählt: Michael Ruderer, Bernd Bösmüller, Nico Wagner und Eberhard Kreuzer. Der alte und neue Ortsvorsitzende Hans- Peter Marx dankte in seinen folgenden Ausführungen besonders dem scheidenden stellvertretenden Vorsitzenden Michael Ruderer und erinnerte an die gemeinsamen Fahrten zu den vielfältigsten Veranstaltungen der
Freien Wähler in ganz Bayern. Zum Tagesordnungspunkt ."Beitragserhöhung" gab es einige Wortmeldungen und Vorschläge, man einigte sich in der Abstimmung letztendlich auf eine Beitragsanpassung zum 1. Januar 2024 auf 20 Euro. Danach stellte sich der Bürgermeister von Thurmansbang, Martin Behringer, als Landtagskandidat vor. Als wichtigste Themen in seinem Programm nannte er den Erhalt der vorhandenen Klinikstruktur, die Stärkung der Kommunen, eine Energiewende mit Augenmaß und die stetige Verbesserung des ÖPNV. Behringer betonte, im Falle seiner Wahl wäre es ihm eine Herzensangelegenheit, sich mit voller Kraft für die positive Entwicklung der Bayerwald-Region einzusetzen. Abschließend stellte er seine Tätigkeit als Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen ein Atommüllendlager im Saldenburger Granit vor. Er informierte über die laufenden Schritte und die derzeit geplanten Veranstaltungen mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung, dem Planungsteam Forum Endlagersuche sowie dem Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung.

FW-Kreisvorsitzende Sabrina Laschinger berichtete von der Arbeit im Kreistag und sprach den großen Finanzbedarf für die Zwieseler Schulen an.
Auch eine Unterstützung der Sainierung von öffentlichen Bädern solle man nicht aus den Augen lassen, so Laschinger.

Bezirksrat Heinrich Schmid dankte dem FW-OrtsverbanZwiesel für die stetige Unterstützung auf allen Ebenen. "Ob auf Kreis- oder Landesebene, auf die Freien Wähler Zwiesel ist Verlass" , sagte Schmidt. Er sprach auch die Ämterverlagerung aus den Ballungszentren in den Bayrischen Wald an; hier solle man in Zwiesel auf alle Fälle am Ball bleiben. Beim' letzten Tagesordnungspunkt kam es zu lebhaften Diskussionen zu den  unterschiedlichsten Themen. Dabei wurde die Arbeit der FW-Landtagsfraktion mit  dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger
als sehr positiv bewertet. Ortsvorsitzender Hans- Peter Marx berichtete gemeinsam mit den Stadtratskollegen der Freien Wähler über die Arbeit im Stadtratsgremium. Klar zum Ausdruck kam dabei, dass sich seit dem Frühjahr 2021 mit der Übernahme der Amtsgeschäfte durch 2. Bürger-meisterin Elisabeth Pfeffer die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert hätten. Auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister Karl- Heinz Eppinger sei bislang sehr 'gut. "Damit kann man im Ratsgremium wieder eine gedeihliche Arbeit machen", so Marx.         - bbz                           PNP vom 01. Juli 2023


PNP vom 08. Juli 2023


21. Juli 2023

Von Michael Höfling   (WELT-Redakteur im Ressort Wirtschaft und Finanzen)

 

WELT-Redakteur Michael Höfling findet die unbeirrte Haltung der vielen Gasheizungskäufer nur logisch.

Auffällig häufig warnen Grüne, die als solche nicht für jedermann sofort zuzuordnen sind, vor dem Einbau neuer Gasheizungen. Es ist zwar korrekt, dass das Heizen mit Gas teurer wird. Doch dass die vorgebliche Sorge um die Bürger nicht verfängt, hat seinen Grund.

Es begann mit Stefan Wenzel. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz warnte Mitte März im Interview mit der "Zeit": "Man sollte sich jetzt nicht hektisch entscheiden, sich schnell noch eine Öl- oder Gasheizung einbauen zu lassen, solange es noch möglich ist."

Anfang Juni richtete Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, einen Appell mit ähnlicher Stoßrichtung ans Handwerk, Kunden besser zu beraten. "Es ist immer einfach, das einzubauen, was man seit zehn Jahren einbaut", sagte er.

Diese Woche nun legte Ramona Pop, Chefin der Verbraucherzentrale Bundesverband, nach: "Vordem Einbau einer Gasheizung kann man inzwischen nur warnen."

Es gibt eine interessante gemeinsame Linie, die dieses Trio in seiner vorgeblichen Sorge um die Bürger verbindet: Sie sind allesamt Mitglieder der Grünen.

Das geht in der Berichterstattung zuweilen - auch diese Woche wieder -leider unter. Dabei wird ein Disclaimer zur Besetzung des politischen Vorfelds inzwischen für einen ausgewogenen Meinungsbildungsprozess zur zunehmend wichtigen Information.

Denn wenn Mitglieder der Grünen plötzlich vorgeben, sich um das Wohl der Bürger zu sorgen, erscheint eine Portion Argwohn längst nicht mehr unangebracht. Warum, fragt sich der geneigte Bürger, war von dieser Empathie in dem vom grünen Ex-Staatssekretär Patrick Graichen ersonnenen ersten Entwurf zur GEG-Novelle so wenig zu spüren?

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in unserem Immobilien-Newsletter "Frage der Lage". Sie
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Die bemerkenswerte Kälte und Rücksichtslosigkeit, mit der die Ökopartei (mit einer gewogenen SPD im Schlepptau) dem Land eine Wärmewende verordnen wollte, die jeder Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Ertrag spottet, hat offenbar auch Wähler verschreckt, die einem (intelligent gemachten) Klimaschutz eigentlich mindestens wohlwollend gegenüberstehen.

Zu den Kollateralschäden des Vorstoßes für die Ökopartei zählt, dass sie auch noch ohnmächtig zur Kenntnis nehmen musste, wie im ersten Quartal dieses Jahres 168.000 Gasheizungen verkauft wurden. Das waren satte 14 Prozent mehr als im Vorjahresquartal und - trotz deren
beachtlichen Wachstums - deutlich mehr als Wärmepumpen.

Angesichts des Planungsvorlaufs für einen Heizungstausch könnten die Zahlen für das zweite Quartal noch interessanter werden - erst in ihnen dürfte sich die hitzige Debatte der vergangenen Monate wirklich quantitativ abbilden.

Mit Appellen den Run auf Gasheizungen stoppen

Zumal auch die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpen von Januar bis April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 38 Prozent gesunken ist. Für manche Grüne muss das verbliebene Schlupfloch, das ihnen die angestrebte Lufthoheit über jeden einzelnen deutschen Heizungskeller nimmt, so schmerzhaft sein, dass sie nun mit ihren Appellen versuchen, den Run einzufangen, den sie mit dem verunglückten GEG selbst ausgelöst haben.

Der Boom der Gasheizung hat Gründe, die ein Schlaglicht auf die Debatte werfen, wie sie inzwischen geführt wird. Niemand reißt eine  funktionierende Gasheizung aus dem Keller und ersetzt sie durch eine neue, wenn er nicht glaubt, dass ihm keine andere Wahl bleibt.

Denn tatsächlich wird das Heizen mit Gas ja massiv teurer, schon allein durch den politisch gewollten und eingeführten C02- Preis,
der aktuell bei 30 Euro pro Tonne liegt und bis 2025 auf 55 Euro steigen soll. Auch ist die Versorgungslage perspektivisch alles andere als sicher.

Doch mancher Eigentümer lässt sich davon offenbar nicht beirren. Denn auch in der geänderten Fassung des GEG wird vielen der rund sechs Millionen Eigentümer von Häusern in den drei schlechtesten Energieeffizienzklassen am Ende nichts anderes übrig bleiben, als nach einer
Heizungshavarie eine Wärmepumpe einzubauen. Dem wollen viele vorbeugen.

Zu illusorisch ist ein schneller, flächendeckender Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen, zu nischig die nun erlaubte Pelletheizung, zu sehr noch Zukunftsmusik die wasserstofffähige Gasheizung. Selbst der Chef des Heizungsbauers Vaillant sagte im WELT-Interview, 70 Prozent
der Häuser in Deutschland seien ohne Renovierung wärmepumpenfähig. Im Umkehrschluss bleiben 30 Prozent, die es nicht sind. Deren Eigentümer und ihre Belange aber sind in der Debatte inzwischen praktisch stummgeschaltet.

Dabei sind die Kosten, ein Gebäude, das Vorlauftemperaturen von über 55 Grad benötigt, für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe fit zu machen, immens - zumal nach den Preissteigerungen im Bausektor der vergangenen Jahre. Da helfen die groß gefeierten Förderungen, die sich rein auf Gerät und Einbau beziehen, in zu vielen Fällen nur sehr bedingt.

Nein - wer sich jetzt noch eine neue Gasheizung einbaut, solange es noch möglich ist, hat sich diese Entscheidung vermutlich nicht leicht gemacht. Er dürfte schlicht ganz pragmatisch zu dem Schluss gekommen sein, dass er mit dem Geld, das ihn eine Gebäudesanierung kosten würde,
noch eine ganze Weile mit Gas heizen kann - so teuer und ungewiss die Versorgung auch werden mag.

Dass er sich davon auch nicht durch Grüne abbringen lässt, die vorgeben, sich um seine wirtschaftliche Existenz zu sorgen, sollte der Partei zu denken geben. Ihre Glaubwürdigkeit, sich wirklich aufrichtig für die Belange und Probleme der Menschen im Land einzusetzen, hat offenbar massiv gelitten. Ein Wunder ist das nicht.